Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit bei Mama Hindu

 

Ich bin Elisabeth, 19 Jahre alt und war in meinem Jahr nach dem Abi, das ich mir bewusst genommen habe, um etwas Neues neben der Schullaufbahn zu erleben und zu lernen, für 6 Monate bei Mama Hindu in Arusha. 

Tja, wo fängt man jetzt am Besten an zu berichten bei so einer intensiven, interessanten, besonderen Zeit? Vielleicht bei der Hauptperson: Mama Hindu selbst. 

Anfangs war sie für mich Respektsperson pur und vor lauter Bedenken, etwas falsch zu machen oder mich nicht höflich genug zu verhalten, waren unsere ersten Unterhaltungen immer nur auf Arbeit und Organisatorisches beschränkt. Die Würde, die diese Frau für mich (und auch alle anderen) ausstrahlt, hat mich ganz schön eingeschüchtert und dass ich stets überall die Jüngste (und nach tansanischem Hierarchie-Verständnis somit ganz unten) war, hat es mir auch nicht gerade erleichtert, gleich ihr Vertrauen und persönliches Interesse zu bekommen. 

Natürlich wurde ich überall trotzdem immer bestens aufgenommen, Tansanier lieben Gäste und ich fühlte mich von Tag eins an sicher und gut aufgehoben. Das We Are One-Hostel, welches von Mama Hindus Sohn Ally geführt wird, war der beste Ort, an dem ich hätte landen können. Ally wurde neben Mama Hindu zu einer meiner größten Bezugspersonen und Freunde dort, er hilft, wo er kann, ist super offen und immer ein guter Gesprächspartner. 

Mama Hindu versicherte auch immer, dass man sie alles fragen kann, und auch meine Tätigkeitsbereiche durfte ich sehr frei, in Absprache mit ihr, gestalten. Hätte mir irgendetwas gar nicht gepasst, hätte sie es geändert (in Tansania läuft eh alles weniger streng nach Plan, was teilweise gewöhnungsbedürftig und mitunter nervig ist, nach gewisser Zeit aber auch ganz cool und entspannt sein kann). Aber es ist eben ein merkbarer Unterschied, von der „Junge Volunteer kommt an und versucht mit ein paar Brocken Swahili die richtige respektvolle Begrüßung zu formulieren“-Ebene zur „Elisabeth is our daughter“-Ebene zu kommen. 

Dass ich also irgendwann jeden zweiten Abend mit Mama Hindu bei der Schule sitzen, Geschichten erzählen und mit allem möglichen Essen bekocht werden würde oder ich sie tatsächlich als meine zweite Mama ansehe (und ihr das auch in vertraulichster Stimmung sagen kann), hätte ich mir in den ersten Wochen nicht erträumen können. 

Ich bin so unendlich froh, so lange geblieben zu sein. Zweimal habe ich mein Visum verlängert, und zweimal war die Freude überall riesengroß, dass ich länger bleiben konnte, in meinem Zuhause weg von Zuhause. Ich kann es jeder und jedem nur ans Herz legen, mindestens einen Monat (am besten so lange wie möglich) zu bleiben, weil sich dann alles eingespielt hat und da der wahre Spaß erst beginnt. 

Am Anfang ist alles so viel. Besonders, interessant, anstrengend, neu. Man lernt dutzende neue Leute kennen, hat dann irgendwann mal das Spiel der sehr facettenreichen Swahili-Begrüßungen geblickt (womit man sich übrigens sehr schnell den Stolz und die Freude jeglicher tansanischer Mitbürgerinnen und -bürger einheimsen kann) und bewegt sich schon viel selbstsicherer durch die vielbefahrenen Straßen. Als ich zum Beispiel das erste Mal eine kleine Gruppe tansanischer Omas über die Straße leitete und sie sich MIR anschlossen statt umgekehrt, war das ein sehr siegreiches Gefühl der Integration. 😉

Um alles zu verarbeiten, führte ich recht regelmäßig Tagebuch und konnte mich auch immer mit anderen Volunteers und Gästen austauschen, was wirklich hilfreich war. Ich weiß noch, wie ich in der ersten Woche schrieb, „wenn alles immer so anstrengend bleibt, weiß ich nicht, ob ich mehr als 3 Monate schaffe“. Erleichternde Erkenntnis: Bleibt es nicht! Im Gegenteil, alles wurde immer nur schöner, vertrauter, mehr Zuhause und kein einziges Mal dachte ich mir „jetzt will ich aber mal wieder heim“. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich gleich ganz dort geblieben, wirklich. 

Während meiner Zeit dort erlebte ich oft dasselbe Spiel: Neue Freiwillige kommen an, werden nach zwei, drei Wochen selbstsicherer und begeistert von diesem wunderschönen Land und haben dann nur noch eine Woche übrig, wo sie sich doch gerade erst so gut eingelebt haben. Deshalb also mein Fazit: Je länger man bleibt, desto wertvoller die Erfahrung. Außerdem braucht man einfach eine gewisse Zeit, bis man die Abläufe und Aufgaben dort versteht und kennt. 

Ich arbeitete anfangs zwei Tage die Woche im CWCD und drei Tage an der Schule, irgendwann jedoch nur noch an der Schule, da ich dort einfach nützlicher war und es mehr Spaß machte. Ich habe z.B. die Bibliothek aufgeräumt, neu sortiert und regelmäßige Besuche eingeführt, Mal- und Fußballclubs an den Nachmittagen durchgeführt, unterrichtet (Deutsch, Englisch, Mathe), korrigieren und kochen geholfen. Auch um die Kinder richtig kennenzulernen und viele dieser Tätigkeiten gescheit aufzubauen und ein gutes System dafür zu finden braucht es mehr Zeit als nur drei Wochen. 

Am meisten lohnt sich das Lange-dort-Bleiben für den tieferen Austausch und die Bindung, die man mit den Menschen aufbaut. Zuerst war es wie gesagt schwer, die Oberflächlichkeit zu durchbrechen und ich hatte das Gefühl, mich überall beweisen zu müssen. Das tat ich dann aber, ich war einfach stets lernbereit und offen, stellte Fragen, lernte Swahili, war anpassungsfähig, half überall mit und bekam dann Tag für Tag mehr und mehr Vertrauen und persönlichere Unterhaltungen. Auch an der Schule schaffte ich es irgendwann, nicht mehr „Visitor“ , sondern „mwalimu wa Albehije“ (Lehrerin der Albehijeschule) genannt zu werden und mich auch wirklich als Teil der Schulgemeinschaft zu fühlen. An meinem Abschiedstag versammelte sich die gesamte Schule und sang erstmal die tansanische Nationalhymne, da ich für sie schon Tansanierin geworden war… Ja, an diesem Tag flossen viele Tränen. 

Alle meine Leute, die Kinder, die Stamm-Gemüsemama gegenüber, den Schneider neben der Schule, Mama Hindu, Ally, die gesamte Familie und meine Freunde dort zurückzulassen war eines der traurigsten Dinge, die ich je tun musste. Aber es war alles zu 100% wert und ich bin so dankbar, all das erlebt haben zu dürfen und weiß ganz sicher, dass ich zurückkehren werde (ohne mein Versprechen hätte mich Mama Hindu, glaube ich, auch gar nicht gehen lassen). 

Ich könnte ein ganzes Buch über meine Erlebnisse und Eindrücke dort schreiben, aber komme jetzt hiermit mal zum Ende. Nach Arusha zum We Are One Hostel und an die Albehije-Schule zu kommen, war eines der besten Dinge, die ich je in meinem Leben tat! 

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Kontakt

Mama Hindu

Förderverein für das Center for Women and Children Development e.V.
Gehastr. 9
33161 Hövelhof

E-Mail: info@mama-hindu.org
 

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